Statusbericht zum Brunnenbau


Trinkwassersituation im Projektgebiet in Leirr

Im Mai 2023 wurden von verschiedenen Bohrlöchern und Tanks Wasserproben entnommen und in einem zertifizierten Labor für Trinkwasseranalyse in Nairobi (Kenya Water Institute) untersucht.  Ergebnis der Analysen war, dass in allen Proben große Mengen and E-Coli Bakterien zu finden waren und zudem der Fluor- sowie Salz- und Mineralgehalt überproportionale und teilweise grenzwertüberschreitende Konzentrationen aufwiesen.

Alle Proben wurden gemessen an den WHO-Vorgaben und auch gemäß der kenianischen Trinkwasserverordnung als nicht trinkwassertauglich eingestuft und eine Vorbehandlung des Wassers wurde dringend empfohlen: Niemand trinkt Wasser aus den Bohrlöchern oder Tanks, ohne dass es vorher abgekocht wird!

Zu der Grenzwertüberschreitung für Trinkwasser kam hinzu, dass der alte Brunnen am Standort Leirr eine zu geringe Menge Wasser gefördert hat. In Trockenzeiten reduziert sich diese nochmals um ca. die Hälfte auf maximal 1 m3 pro Stunde.

Um ein ausreichendes Wasserangebot für bis zu 5.000 Menschen zu ermöglichen, wurden folgende Vereinbarungen mit der Gemeinde Leirr getroffen:

Durchführung einer hydrogeologischen Untersuchung

Anfang 2024 wurde ein umfängliches hydrologisches Gutachten durchgeführt. Eine Vermessung an einem Punkt wies ein sehr positives Ergebnis auf: ein Grundwasserleiter mit einer hohen Nachlaufrate von ca. 7 m3 pro Stunde in einer Tiefe von 110 bis 180 m, der auch bei Dürreperioden weiter Wasser liefern würde.

Bohrung eines neuen Bohrlochs nach vorheriger Beantragung einer Bohrgenehmigung (WARMA)

Nach dem Gutachten konnten die genauen Standorte für die Brunnenbohrung und -anlage, den Wasserturm, den Wasserkiosk und die Photovoltaikanlage zur Energieerzeugung festgelegt werden. Dies entspricht den Anforderungen eines modernen Wassermanagements in Kenia.

Nach Erhalt der entsprechenden Bohrgenehmigung wurde das gesamte Bohrgerät mit Lastwagen von Nairobi nach Baawa gefahren. Nach 14 Tagen war das neue Bohrloch mit einer Tiefe von 200 m gebohrt.

Anschließend erfolgte die Verrohrung und das Verlegen der Drainage (Gravel Pack), um das Bohrloch für viele Jahre nachhaltig nutzen zu können. Danach wurde eine Saugpumpe eingesetzt und alle Wasseranschlüsse zu den Tanks sowie ein Wasserzähler wurden montiert. Jetzt fehlt nur noch eine Einhausung des Brunnenkopfes, welche auf unserer nächsten Reise in Auftrag gegeben wird.

Zertifizierung durch die Nationale Umweltbehörde (NEMA)

Die kenianische Wasserbehörde hat den Brunnen registriert, die Wasserqualität geprüft und ein dementsprechendes Zertifikat ausgestellt. Das Wasser hat eine gute Trinkwasserqualität und entspricht in allen Parametern den Anforderungen der WHO und den Anforderungen der kenianischen Wasserbehörde. Wir haben nach der Analyse das Wasser zum Verzehr und Verkauf freigegeben, der Brunnen kann somit vollumfänglich genutzt werden. Die Frauen freut es sehr und die neue Versorgung wird sehr gut angenommen.

Ende 2024 wurde die neue Brunnenanlage fertig gestellt, vollständig eingezäunt und erstmals in Betrieb genommen. Das Wasser wird aus verschiedenen Wasserleitern gefördert, auf ein Standsystem mit zwei Tanks gepumpt und dort gespeichert. Vor der Abgabe im Wasserkiosk wird das Wasser in einer UV-Anlage behandelt, sodass keine E-Coli Bakterien aufkommen können. Die dafür notwendige elektrische Energie wird über eine Photovoltaikanlage mit Wechselrichter erzeugt. Das Wasser kann anschließend über 4 verschiedene Wasserhähne gezapft werden. Der Preis für einen Kanister mit einem Fassungsvermögen von 20 L beträgt 5 Ksh, das entspricht ca. 4 Cent.

Der Betrieb des Wasserkiosk erfolgt durch Naijrri, die Frau von unserem ehemaligen Repräsentanten, Lepetten. Sie ist für den Verkauf des Wassers an die Frauen verantwortlich und führt auch darüber Buch, welche Abgaben pro Tag erfolgen und welche Einnahmen erfolgt sind. Sie lebt von dem Verkauf von Gemüse und anderen Dingen wie Seife und Tee. Der Wasserkiosk ist morgens und am Nachmittag für ca. 2 Stunden geöffnet.

Die voraussichtlichen Gesamtkosten des neuen Brunnens liegen bei ca. 60.000 Euro. Der Eigenanteil durch County und CBO liegt bei 5 % und die Maßnahme wird durch das HWM mit maximal 40 % gefördert.